Fünf der größten Fehler, die man bei der Veröffentlichung seiner Dissertation vermeiden sollte
Fehler Nummer 1: Die Chance auf eine Verbesserung des Manuskripts ungenutzt lassen
Auch wenn die Dissertation schon abgegeben worden ist, erhalten Promovierende noch Gelegenheit, vor der Veröffentlichung ihr Werk zu überarbeiten. Innerhalb der Veröffentlichungsfrist, der man unterliegt, hat man oft Monate, manchmal sogar Jahre (bei Ausnahmen und Verlängerungen) Zeit, um seine Arbeit zu optimieren, ehe sie im Zuge der Publikation der kritischen (Forschungs-)Öffentlichkeit präsentiert wird.
Dies ist eine exzellente Gelegenheit, um die Qualität der Arbeit noch etwas anzuheben, problematische Stellen zu eliminieren, den in der Promotionshektik vielleicht bisweilen holprig geratenen Stil zu glätten und (beispielsweise formale) Ungereimtheiten wie Rechtschreib-, Grammatik- und Kommafehler oder ähnliche Patzer zugunsten von Reputation, Professionalität und Lesbarkeit zu beheben.
Manchmal verlangen dies die Gutachter:innen sogar. Änderungen werden mit dem sogenannten Revisionsschein, den in der Regel der bzw. die primäre Gutachter:in unterzeichnet, zur Veröffentlichung genehmigt (und manchmal auch darin notiert). Es ist also ganz normal, dass sich die beim Prüfungsamt zur Begutachtung eingereichte von der veröffentlichten Fassung (in Maßen) unterscheidet.
Fehler Nummer 2: Den für die eigenen Präferenzen falschen Veröffentlichungsweg wählen
Alle Dissertationen müssen zwar veröffentlicht werden (um die Doktorwürde zu erlangen); aber nicht zwingend in einem Verlag. Neben den Konventionen des jeweiligen Fachbereiches hängt die Entscheidung von persönlichen Präferenzen ab, die sich im Zeitverlauf freilich auch ändern können – daher sollte man stets bedenken, was man in ein paar Jahren womöglich bereuen könnte.
Ob gedruckt oder ausschließlich digital und online, ob frei oder in einem Verlag: Das ist einem selbst überlassen und sollte anhand der eigenen Interessen reiflich überlegt sein. Schließlich promoviert man (in der Regel) nur einmal.
Fehler Nummer 3: Zu spät an die Veröffentlichungskosten denken
Die allermeisten Verlage werden einen Druckkostenzuschuss verlangen, der ja nach Ausstattung des Buches und dem Renommee des Verlages mehrere Tausend Euro betragen kann (selbst Preise im fünfstelligen Bereich sind denkbar). Auch eine Open-Access-Veröffentlichung lassen sich Verlage zumeist durch die Autor:innen finanzieren, da das Buch anschließend ja nicht mehr verkauft wird, sondern frei zugänglich ist.
Doch auch verlagsfreie Publikationen können durchaus beträchtliche Summen verschlingen; etwa wenn man eine zweistellige Zahl an Pflichtexemplaren beim Prüfungsamt und/oder der örtlichen Bibliothek einreichen muss; oder wenn man für unangenehme und zeitraubende Formatierungsarbeiten einen Dienstleister beauftragt.
Daher sollte man sich frühzeitig über die Finanzierung der Veröffentlichung seiner Dissertation Gedanken machen.
Fehler Nummer 4: Finanzierungserleichterungen übersehen und die Tantieme der VG WORT nicht nutzen
Manche Stiftungen unterhalten spezielle Fonds, um die Publikation von Forschungsarbeiten zu subventionieren. Die Kosten im Zusammenhang mit der Dissertationsveröffentlichung können womöglich auch von der Steuer abgesetzt werden (hierzu können Steuerberater:innen Auskunft erteilen).
Die Verwertungsgesellschaft WORT (kurz: VG WORT) existiert seit den 1950er Jahren und hat letztlich die Aufgabe, Urheber:innen an der Verwertung ihrer Werke zu beteiligen – etwa wenn jemand auszugsweise ein Buch in einer Bibliothek kopiert. Für eine Monografie können schnell hohe drei- bis niedrige vierstellige Beträge (beispielsweise 1.400 EUR) anfallen. Um diese Zahlung zu erhalten, muss das Buch die Kriterien der VG Wort erfüllen, zu denen u.a. ein gewisser Verbreitungsgrad in wissenschaftlichen Bibliotheken gehört – vor allem aber geschieht dies nicht automatisch, sondern als Autor:in muss man sich explizit bei der VG WORT registrieren und anschließend seine Publikation dort (online) melden. Es lohnt sich!
Fehler Nummer 5: Die Veröffentlichungsfrist übersehen oder vergessen
Meistens setzen die Prüfungsordnungen eine Frist zur Veröffentlichung der Dissertation. So müssen Doktorarbeiten oft spätestens ein Jahr nach der mündlichen Prüfung publiziert sein. In begründeten Fällen kann aber in der Regel eine Fristverlängerung beantragt werden (beispielsweise im zuständigen Studiendekanat).
Bonus-Fehler: Seine Dissertation ohne Lektorat oder Korrektorat veröffentlichen
Wenn man lange Zeit, oftmals viele Jahre an seiner Dissertation gearbeitet hat, dann gebührt diesem Werk eigentlich auch ein angemessener Feinschliff in Form eines Lektorats oder Korrektorats. Schließlich lassen sich dadurch problematische Stellen entdecken, bevor dies andere Wissenschaftler:innen tun und sie in kritischen Reviews vermerken. Im geschützten Raum der Vorveröffentlichungsphase hat man dann eine noch relativ komfortable Möglichkeit, diese Stellen rechtzeitig zu verbessern.
Schließlich ist man bei eigenen Texten oft „betriebslind“ und übersieht leicht seine eigenen Fehler und Schwächen – insbesondere bei einem Manuskript, in das man so stark mental investiert ist wie die Doktorarbeit.
Mehr: Alle wichtigen Schritte beim Abschluss der Promotion und der Veröffentlichung.
Mit unserer Beratung viel Zeit sparen und die richtige Entscheidung treffen
Für alle, die sich etliche Stunden der Recherche sparen wollen und die spezifischen Vor- und Nachteile der verschiedenen Veröffentlichungsoptionen auf ihren ganz individuellen Fall zugeschnitten ergründen wollen, bieten wir ein telefonisches Beratungsgespräch an. Wir haben die Situation schon x-mal durchgespielt und können mit Ihnen gemeinsam den für sie besten Weg ermitteln.