In welchem Verlag soll ich meine Dissertation/Habilitation veröffentlichen?

In diesem Beitrag erfährst Du die wichtigsten Kriterien, mit denen Du genau den Verlag auswählen kannst, der zu Dir passt.

Du hast es (fast) geschafft: Die Arbeit ist – endlich – geschrieben. Hunderte Seiten, Jahre der Forschung und Auseinandersetzung (mit dem Thema, mit Dir selbst), verdichtet in einer Datei von ein paar Megabyte (eigentlich eine kümmerliche Repräsentation Deiner gigantischen Leistung).

Jedenfalls: Du steckst inmitten der Abgabe oder hast vielleicht sogar schon Deine mündliche Prüfung hinter Dich gebracht. Ist es nun vorbei? Nein, noch nicht.

Denn jetzt beginnt ein Prozess, der sich noch Wochen, Monate, in Extremfällen sogar Jahre hinziehen kann: die Veröffentlichung Deiner Dissertation oder Habilitation (oder im Grunde auch jeder anderen Arbeit).

Und wenn Du nicht auf alternative, neue Publikationsmöglichkeiten festgelegt bist – eine reine Digitalveröffentlichung über die Bibliothek oder Selfpublishing zum Beispiel –, dann stehst Du jetzt höchstwahrscheinlich vor dieser einen, großen Frage:

In welchem Verlag soll die Dissertation (Habilitation oder Forschungsarbeit) erscheinen?

6 Kriterien für die Auswahl eines Verlags zur Veröffentlichung Deiner Dissertation/Habilitation

Für die Auswahl eines Verlags gibt es einige Kriterien – damit Du eine fundierte Entscheidung triffst, die Du später nicht bereuen wirst, würde ich immer auf die 6 folgenden Punkte achten:

1. Die Kosten der Veröffentlichung

Das ist womöglich die naheliegendste Frage: Welchen Verlag kannst Du Dir leisten, wie viel ist Dir die Veröffentlichung wert?

Die meisten Wissenschaftsverlage werden sich nur oberflächlich mit Deinem Manuskript befassen. Dass dort jemand sitzt und intensiv Dein Manuskript begutachtet, ist (leider) ganz oft eine Illusion. Vielmehr orientieren sich die Lektor:innen und Programmverantwortlichen an den Gutachten und Deinem Status (Dissertation? Habilitation?), um Dir anschließend ein Standardangebot zu unterbreiten. Die Zusage des Verlags ist in vielen Fällen lediglich Deinen akademischen Grad und Deine Bereitschaft geknüpft, den verlangten Zuschuss zu leisten.

Und darin unterscheiden sich die Verlage mitunter sehr stark. Manche ermöglichen Dir eine Gratis-Print-on-Demand-Veröffentlichung, andere verlangen 1.000 Euro, manche 7.000 Euro oder gar fünfstellige Beträge.

Relevant sind auch spätere Kosten, etwa der Preis für Autorenexemplare und wie viel Rabatt Du auf andere Verlagstitel erhältst.

In seltenen Fällen kannst Du Deine Arbeit auch einem „großen“ (Publikums-)Verlag anbieten, C.H. Beck zum Beispiel. Am besten geschieht das aber vermutlich über eine Literaturagentur. Statt einen Zuschuss beizutragen, erhältst Du hier vielleicht sogar einen Vorschuss und/oder Tantiemen. Wie gesagt ist das aber eher die Ausnahme als die Regel.

Meist hast Du die Möglichkeit, über die VG-WORT-Tantieme und Deine Steuererklärung (dazu am besten einen Steuerberater oder das Finanzamt konsultieren) einen Teil Deiner Publikationskosten quasi erstattet zu bekommen.

Meiner Erfahrung nach „kauft“ man sich also das Renommee eines Verlags. Dazu mehr im nächsten Punkt.

2. Das Verlagsrenommee – Deine Status-Tantieme

Jeder Verlag hat in Deiner Fachcommunity einen anderen Ruf und Status. Und damit verbindest Du dich quasi.

Dieses Verlagsimage kann „historisch“ gewachsen sein. Es kann auch mit den Autor:innen zusammenhängen, die dort bislang publiziert haben. Du kannst auch darauf achten, ob in dem Verlag kontroverse Persönlichkeiten publizieren, mit denen Du Dich nicht gemein machen willst – eine Art politischer, moralischer Auswahlaspekt.

Das heißt für die Praxis: Strebst Du eine Professur an, willst also Deine wissenschaftliche Karriere nach dem Doktortitel fortsetzen oder durch Deine Habilitation vorantreiben, dann lohnt sich ein Blick auf den Status, den der Verlag in Deinem Fachbereich genießt.

Verlage können letztlich die gleiche Leistung bringen, die gleiche Arbeit machen, aber Tatsache ist: Manche Verlage sind (deutlich) weniger angesehen als andere. Mit der Verlagswahl knüpfst Du also Deinen Status an das jeweilige Label und kannst davon jahrelang profitieren (oder darunter leiden).

3. Marketing und Verbreitung/Impact

Verlage unterscheiden sich auch in ihrer Reichweite – wie oft also Dein Buch verkauft wird, in wie vielen Bibliotheksregalen es am Ende stehen wird. Nicht unwichtig ist dabei auch, wie der Verlag Dich und Dein Buch präsentiert. Eine veraltete, schwer bedienbare, letztlich „hässliche“ Verlagswebsite kann manchmal für die Wahl eines anderen Verlags sprechen (dieser Punkt ist eng verknüpft mit dem vorherigen des Renommees).

Manche (wenige) Verlage und Bücher schaffen es auch in Buchhandlungen (vielleicht nicht unbedingt ins Schaufenster, aber immerhin ins Regal) – was für Dich die Chance auf eine größere Verbreitung bedeutet.

Eine Rolle könnte für Dich auch spielen, ob der Verlag kostenlos Rezensionsexemplare verschickt (und wie viele).

Jedenfalls wählst Du mit einem Verlag auch eine gewisse Distributionskraft.

4. Bibliophilie und Ästhetik

Eine andere Sache, in der sich Verlage unterscheiden, sind Haptik und Optik, das Design und das Material.

Billig hergestellte Bücher wirken schnell, nun ja, billig. Etwa, weil sehr dünnes Papier oder eine schwache Bindung gewählt wurden. Oder weil der Druck schief ist, die Farben blass und schlecht gerastert sind.

Manche Verlage haben ansprechende, andere eher langweilige, teils dilettantisch anmutende Cover und Satzspiegel. Verlage unterscheiden sich auch stark in Sachen Lesbarkeit – zum Beispiel durch die Wahl von Schriftart, Schriftgröße, Zeilenabstand und Breite der Ränder. Manche erlauben eine individuelle Formatierung, andere haben feste Vorgaben.

Du solltest Dich also fragen, wie wichtig Dir das Aussehen Deines späteren Buches ist und das Handling sowie die Berührung (wie es sich buchstäblich anfühlen soll). Um einen Eindruck zu gewinnen, kannst Du Dir in Deiner örtlichen Bibliothek aktuelle Exemplare des jeweiligen Verlages einmal im Regal anschauen oder ausleihen.

5. Zeit/Dauer, Aufwand und Exklusivität

An elitäre oder Publikumsverlage heranzutreten, kann eine gewisse Zeit beanspruchen, ehe die Anfrage gestellt und bearbeitet worden ist.

Generell musst Du mit drei bis sechs Monaten rechnen, die zwischen Vertragsunterzeichnung und Auslieferung der gedruckten Exemplare vergehen.

Außerdem variiert der Bearbeitungsaufwand teils beträchtlich: Manche Verlage erstellen automatisch die Druckvorlage aus Deinem Manuskript, andere erwarten von Dir die Erstellung der Druckfahne anhand strenger Vorgaben. Manchmal sollst Du auch Klappentext und Marketinginformationen liefern.

Jedenfalls solltest Du die Dauer des Publikationsvorgangs im Auge behalten, um keine Fristen zu verpassen (die etwa nach einer Disputation einsetzen).

6. Die Übertragung von Rechten

Im Verlagsvertrag trittst Du meistens eine ganze Reihe von Rechten ab – die zur Vervielfältigung seitens des Verlages auch nötig sind. Andere wiederum sind theoretisch Verhandlungssache, folgen im Wissenschaftsbereich aber dem Usus, einfach alle Rechte für alle Zeit abzutreten. Hier könntest Du vielleicht mit Verlagen eine eigene Regelung aushandeln.

In jedem Fall solltest Du Dir im Klaren sein, dass und welche Rechte Du an den Verlag abtrittst – und welche Konsequenzen das hat.

Wir unterstützen Dich dabei, die richtige Entscheidung zu treffen

Wenn ich auf meine eigenen Publikationen zurückblicke, dann hätte ich mir manchmal mehr Wissen und Einblicke gewünscht, die ich erst später erhalten habe.

Damit Dir das nicht so gehen muss, kannst Du mir gerne Deine Fragen stellen, die wir in Deiner ganz persönlichen Publikationsberatung ausführlich besprechen.